Konzert 4

Uhr
Montforthaus Feldkirch
Uhr
Festspielhaus Bregenz

Mit Video-Interview: Drei Fragen zu Jean Améry an Nikolaus Brass und Hanno Loewy

Programm

Nino Rota

Ouvertüre zur Oper »Il cappello di paglia di Firenze«

Nikolaus Brass

Wie viel Heimat braucht der Mensch?

Hector Berlioz

Harold en Italie op. 16

Dauer: ca. 90 Minuten (inkl. 20 Minuten Pause)

Künstler

Jonathan Brandani
Dirigent
Nikita Gerkusov
Viola

Die originelle Ouvertüre der turbulenten, in Paris spielenden Oper Der Florentiner Hut (Il cappello di paglia di Firenze) von Nino Rota klingt witzig-ironisch und spritzig-leicht. Sie eröffnet den Konzertabend, der Italien mit Frankreich verbindet und die Sehnsucht nach Heimat auf sinnliche Weise nachempfindet. Der gebürtige Mailänder Rota galt bereits mit 12 Jahren als Komponisten-Wunderkind und errang Weltruhm durch die Musik zu etwa 150 Filmen. Luchino Viscontis Der Leopard sei genannt, Franco Zeffirellis Romeo und Julia sowie Francis Ford Coppolas Der Pate, für dessen Teil II Rota den Oscar für die beste Originalpartitur erhielt. Seit den 50er-Jahren arbeitete er kongenial mit Federico Fellini zusammen, La Strada – das Lied der Straße war eines ihrer ersten gemeinsamen Kunstwerke.

Nach dem italienisch-französischen Auftakt geht die Reise weiter zu Wie viel Heimat braucht der Mensch? des Lindauer Komponisten Nikolaus Brass, der auch in München sehr aktiv ist. Er ließ sich von Jean Amérys gleichnamigem Essay aus Jenseits von Schuld und Sühne inspirieren, Fragen nach Identität, Exil, Sehnsucht, Gemeinschaft und der für immer verlorenen Heimat aufzuwerfen. »Die Vergangenheit war urplötzlich verschüttet, und man wusste nicht mehr, wer man war«, schrieb Améry, dessen Familie aus Hohenems stammte und der Flucht und KZ überlebte. 2019 beim texte & töne festival in Dornbirn war das Stück so erfolgreich, dass es nun in größerer Orchesterfassung uraufgeführt wird. Den zugrunde liegenden emotional intensiven und reflektierenden Text belässt Brass bei einem Sprecher, Assoziationen zum Begriff Heimat deutet er auf musikalische Weise. Mit Ritsch-Ratsch-Sägegeräuschen zeichnet der Komponist ein akustisches Bild von Arbeitsmomenten, oder er zitiert das frühere Hornsignal der Vorarlberger Busse. Doch das Vertraute wurde fremd, der Dreiklang wirkt verstimmt und verzerrt.
 


Der Franzose Hector Berlioz schließt den Kreis und führt zurück nach Italien. In der Symphonie Harold en Italie dachte er einerseits an eigene Erlebnisse anlässlich eines Rom-Aufenthalts und hatte andererseits die Hauptfigur aus Ritter Harolds Pilgerfahrt des englischen Dichters Lord Byron im Sinn. Der romantische Komponist erklärte die Solobratsche, die mit dem Hauptthema brilliert, zu einem »melancholischen Träumer«. Harold wandert in den Bergen, erlebt einen Pilgerzug sowie ein Ständchen in den Abruzzen und verliert sich angesichts einer wüsten Räuberorgie tief in seinen Erinnerungen.

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